Seit etwa zwei Jahren leide ich an Panikattacken.
Sie haben mich überfallen. Jeden Tag.
Abends traute ich mich kaum noch mit dem Hund auf die Straße, weil ich wusste, dass es wieder kommt. Dieses Gefühl, keine Luft zu bekommen, Schweißausbrüche, ein Stechen in der Brust und eine ganz schlimme Angst.
Nach kurzer Zeit hatte ich schon Angst vor der Angst. Zu Mittag wurde ich schon unruhig, ängstlich und weinerlich, weil ich wusste, was in ein paar Stunden kommen würde.
Auch in den Nächten wurde ich nicht verschont. Ich konnte ewig nicht einschlafen, weil ich innerlich so unruhig war. Wenn ich dann endlich einmal eingenickt war, quälten mich Alpträume, ich wachte weinend auf und konnte wieder nicht zur Ruhe kommen.
Ich war in einem Teufelskreis gefangen, aus dem ich keinen Ausweg fand.
Nach langem Zureden von Freunden traute ich mich zu einer Psychotherapeutin und erklärte ihr mein Problem.
Ihre Tipps und auch meine Erfahrungen möchte ich hier mit euch teilen:
- Die Angst zu akzeptieren, war für mich der schwierigste, aber auch der wichtigste Schritt. Akzeptieren heißt keinesfalls, dass ich es gut finde. Nein, ganz und gar nicht. Es ist viel mehr der Gedanke „Okay, da ist Angst. Da hier in meiner Umgebung nichts ist, was mich bedroht, scheint es für meine Psyche etwas zu geben, um das ich mich kümmern muss.“
- Mir hat es auch immer sehr gut geholfen, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Sei es auf meine Atmung (bewusst langsam und ruhig ein und aus atmen!), meine Schritte oder ein Songtext (das kann man sehr individuell auslegen, wem es Freude bereitet, der kann Kochrezepte durchgehen, einen Rhythmus auf seine Oberschenkel klopfen, et cetera). Der Fokus liegt dann nicht mehr auf der Panikattacke, wodurch sie verblasst.
- Weil es so wichtig ist, bekommt die Bauchatmung einen eigenen Punkt. Dabei geht es darum, nicht flach in den Brustkorb, sondern tief in den Bauch zu atmen. Dadurch entspannt sich der Körper wie von selbst, da ihm signalisiert wird, dass keine Gefahr besteht. Am besten sollte man diese Art der Atmung in einem entspannten Zustand üben, da viele Menschen es gar nicht mehr automatisch können.
- Wenn es ganz schlimm ist, dann hilft es auch oft, wenn man das Gefühl hat, nicht alleine zu sein. Einfach zum Handy greifen und eine Person anrufen, der man vertraut.
- Eine Mitpatientin hat mir erst vor kurzem erzählt, dass sie die Panikattacken überwunden hat, indem sie einfach nur die körperlichen Symptome beobachtet hat und gewartet hat, bis die Attacke vorbei war. Laut ihrer Aussage hat sie seit ein paar Jahren keine Beschwerden mehr in die Richtung
- Einen ähnlichen Effekt wie das Bauchatmen hat das bewusste Entspannen der Muskeln. Auch das kann man lernen, zum Beispiel durch „Entspannung nach Jakobson“.
Ganz wichtig ist wohl auch zu wissen, dass man vor Angst nicht sterben kann, auch wenn einem die Angststörung das glaubhaft machen möchte!
Mittlerweile habe ich zwar noch Panikattacken, aber sie kommen nicht mehr so regelmäßig und sie bestimmen auch nicht mehr meinen Alltag.
Ich hoffe, du findest auch einen Weg, damit umgehen zu können!
Gruß und Kuss,
Pius Lucius