Hallo ihr Lieben 🙂
Ich hatte ja bereits angekündigt, dass mein Liebster und ich an einem kleinen Projekt für euch arbeiten. Und jetzt ist es endlich soweit! Wir haben einen gemeinsamen Beitrag für euch!
Eine Beziehung an sich ist ja schon nicht immer einfach. Eine Beziehung bedeutet auch Arbeit, auch wenn diese nicht unbedingt als Belastung wahrgenommen werden muss (das wollen wir ja vermeiden 😉 ) Wenn aber einer der beiden Parteien eine seelische Erkrankung hat, gestaltet sich eine Partnerschaft gleich nochmal schwieriger. Ihr meint, es ist kaum oder gar nicht möglich, eine funktionierende Partnerschaft zu führen, wenn einer von beiden psychische Probleme hat, die über eine „normale“ Krise hinausgeht? Die vielleicht sogar chronisch ist? Da sind wir anderer Meinung.
Wir haben unsere Tipps und Tricks für euch zusammengefasst, wie wir unsere Beziehung meistern – trotz psychischer Erkrankungen.
(M)ein Teil ist logischerweise aus der Sicht des Erkrankten und mein Liebster schreibt aus der Sicht des Angehörigen, also wundert euch nicht, wenn zwei unterschiedliche Schreibstile aufeinander prallen.
Meine Sicht der Dinge:
Mit dem Partner reden
Niemand kann uns hinter die Stirn schauen. Deshalb ist es umso wichtiger, mit dem Partner zu kommunizieren. Das gilt ja eigentlich für jede Beziehung, ob Krankheit oder nicht spielt da keine so große Rolle. Allerdings ist es umso wichtiger, wenn euer Partner eure „absurden“ Ängste, Sorgen oder Gedankengänge verstehen soll. Oft unterscheidet sich das Empfinden verschiedener Situationen sehr stark. Das sollte der oder die Liebste wissen.
Ich habe beispielsweise meinem Schatz meine Skillstasche und sogar ein paar Unterlagen aus verschiedenen Therapien mitgenommen, um ihm leichter erklären zu können, was so los ist. Er weiß auch, dass es für mich ein Skill ist, wenn ich irgendetwas in der Hand halte und die Struktur des Gegenstandes fühle.
Er weiß, welche Ängste ich habe. Er weiß von meiner Vergangenheit. Nur so kann er darauf achtgeben, mich nicht unnötig zu triggern.
All das funktioniert nur, weil wir miteinander kommunizieren. Weil wir uns über unser Befinden austauschen und so Verständnis und Vertrauen aufbauen können.
Der Partner ist kein Therapeut
Das widerspricht dem vorigen Punkt? Nein eigentlich nicht. Mit dem Partner Probleme zu besprechen ist wichtig. Ja. Allerdings ist er kein Therapeut, zumindest nicht eurer. Ein Therapeut hat eine ganz spezielle Verbindung zu seinem Klienten. Der Therapeut hat aber auch gelernt, sich zu schützen. Er hat gelernt, wie er berufliches und privates trennt. Deshalb kann man sich auch immer wieder bei ihm ausheulen, ohne sich mit seinen Problemen beschäftigen zu müssen.
Euer Partner kann das allerdings nicht. Schließlich steht er in einem ganz anderen Verhältnis zu euch! Er kann sich da nicht so sehr abgrenzen. Wie denn auch?
Achtet also darauf, dass ihr ihn nicht zu sehr belastet. Euer Freund bzw. eure Freundin hat es verdient, seine eigenen Probleme zu besprechen und einfach Spaß mit euch zu haben.
Findet euren gemeinsamen Weg
Jede Person ist individuell und hat somit seine ganz eigenen Bedürfnisse und Schwierigkeiten. Was für andere Paare funktioniert, muss nicht unbedingt für euch funktionieren.
Gerade wenn psychische Probleme vorhanden sind, kann es immer wieder zu kleineren und größeren Hürden kommen. Diese müssen aber nicht unbedingt ein Grund sein, warum eure Beziehung scheitert! Vielleicht müsst ihr nur einen anderen Lösungsweg ausprobieren?
Probiert aus, was für euch funktioniert. Was andere davon halten ist da ziemlich egal – sie müssen es ja auch nicht zwingend wissen.
Ich schreibe meinem Freund zum Beispiel Briefe, wenn es um für mich schwierige Themen geht. Ich kann mich in ihnen besser ausdrücken, als durch gesprochene Sprache. Ich fühle mich wohler, weil ich mich selbst weniger unter Druck setze, schließlich kann ich im Zweifel den Text noch einmal neu schreiben, wenn ich will, ohne dass mein Freund die erste Version kennt.
Mit kleinen Tricks und kreativen Lösungsansätzen lässt es sich da ziemlich gut etwas Gemeinsames aufbauen. Nur Mut!
Man muss sich um sich selbst auch kümmern
Es ist als Einzelperson schon wichtig, dass man sich um sich selbst kümmert. Sei es eine Therapie, regelmäßige Urlaube oder sonst was. Ausgeglichenheit macht das Leben viel schöner! Und auch eurer Beziehung wird es gut tun, schließlich ist es auch für den Partner nicht einfach, wenn er merkt, dass es einem gar nicht gut geht.
Damit meine ich nicht, dass es einem ständig gut gehen muss, oder dass ich euch hiermit auffordere, eurem Liebling die Wahrheit über euren Gemütszustand zu sagen. Um Gottes Willen, Nein! Ihr sollt weiterhin aufrichtig sein und mal ehrlich, wer ist schon immer gut drauf? Nicht einmal eine „gesunde“ Person ist das. Aber so ein bisschen selfcare ist nun mal für euch selbst und auch für euren Partner wichtig.
Auch ist es wichtig, dass ihr euch bewusst macht, dass euer Glück nicht von der Beziehung abhängt! Nur ihr seid dafür zuständig! Wenn dann noch von außen eine Person hinzukommt, die einen noch glücklicher macht – toll! Aber die Welt geht ohne diese Person nicht unter. Auch wenn es sich vielleicht so anfühlen mag.
Und jetzt aus Davors Sicht:
Ehrlichkeit, Vertrauen, Verständnis
Menschen bei denen die Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde, nehmen den
Alltag etwas anders wahr, als Menschen ohne. Auch bei Beziehungen. Viele Dinge die für einen selbst nicht problematisch und ganz selbstverständlich sind, können für einen Menschen mit BPS eine Herausforderung darstellen. Aber das ist nichts, was einen dabei aufhalten könnte, eine Beziehung zu führen. =)
– Aller Anfang ist schwer –
Schon das kennenlernen von anderen Menschen und das tägliche miteinander ist für Menschen mit BPS eine kleine Achterbahnfahrt. Ständiges Kreisen der Gedanken, wie einen die andere wahrnehmen, kann schon dazu führen, dass man an sich selbst zweifelt. Im Zweifelsfall können diese Gedanken dann auch zu Reaktionen führen, die dann für den anderen unangenehm sind. Doch wie können Menschen ohne BPS, Menschen mit BPS helfen, sich in schwierigen Situationen wohler zu fühlen? Vor allem in einer Beziehung?
Diese und andere Fragen haben die liebe PiusLucius und ich uns auch schon einige Male gefragt. Am Ende sind wir auf drei einfache, aber doch kraftvolle und manchmal schwierig zu handhabende Begriffe gekommen, die für uns und unsere Beziehung sehr wichtig sind: Ehrlichkeit, Vertrauen und Verständnis
– Ehrlichkeit –
Was bedeutet es denn genau, „ehrlich“ zum Partner zu sein? Ihm zu sagen, dass das eine Kleidungsstück doch nicht so gut an ihm aussieht, oder das man den Schokoriegel gegessen hat, der ja eigentlich dem Partner gehört?
Auch! Aber viel wichtiger ist es, mit dem Partner über seine Ängste zu sprechen und ihm ehrliche Meinungen/Antworten auf bestimmte Fragen zu geben, die diese Ängste betreffen. Menschen mit BPS wird so dann sogar doppelt geholfen: Ihre Gedanken kreisen nicht mehr die ganze Zeit nur um dieses eine Thema, das sie beschäftigt. Sie können sich entspannen. Außerdem trauen sie sich so auch immer mehr nachzufragen anstatt die Zweifel in sich hinein zu fressen.
Die liebe PiusLucius und ich haben uns am Anfang etwas schwer getan über diverse Themen zu reden, weil da eben immer diese Furcht und diese Zweifel waren. Also habe ich immer zuerst mit etwas angefangen das mich beschäftigt hat. Als Beweis, dass ich es ehrlich mit ihr meine und sie ernst nehme. Immer mehr und immer öfter haben wir dann über Dinge geredet und gemeinsame Antworten darauf gefunden.
– Vertrauen –
„Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.“
Dieses Zitat stammt vom deutschen Dichter Matthias Claudius und sagt etwas ganz Wichtiges aus: Vertrauen ist eines der wichtigsten Geschenke die ein Mensch einem anderen Menschen machen kann.
In jeder Beziehung ist das Vertrauen dem Partner gegenüber sehr wichtig, und wenn der Partner eine psychische Erkrankung (wie z.B. BPS) hat, ist es fast schon der wichtigste Grundpfeiler dieser Beziehung. Für Menschen mit BPS ist es gar nicht so einfach Vertrauen zu jemanden aufzubauen, weil immer wieder Zweifel und Ängste aufkommen. Dabei können Dinge, die einem in der Vergangenheit zugestoßen sind, ziemlich behindernd sein, aber durch gemeinsames Erleben, Erkunden und Erzählen, entsteht dann eine Verbindung zum anderen und man kann sich immer mehr vertrauen. So werden dann ganz alltägliche Dinge und Dinge die für andere „normal“ sind, einfacher zu bewältigen und man traut sich immer mehr neue Dinge.
– Verständnis –
Damit eine Beziehung über lange Zeit hinweg gut funktioniert, sind verschiedene Faktoren dafür ausschlaggebend. Neben Ehrlichkeit und Vertrauen, ist das Verständnis ein wichtiger Teil jeder Beziehung.
Doch was heißt das eigentlich? Dem Partner zuliebe etwas machen oder nicht machen, damit sich dieser bei einer bestimmten Handlung wohler fühlt?
Menschen mit psychischen Erkrankungen nehmen verschiedenes im Alltag anders wahr, als Menschen ohne. Vieles bereitet ihnen Unbehagen, obwohl es für andere Menschen nichts Außergewöhnliches ist. Auch in Beziehungen. Oder manchmal sogar vor allem in Beziehungen. Da ist es dann wichtig, den Partner bei der Bewältigung seiner Ängste zu unterstützen. Da kann es manchmal schon helfen, wenn man ihn auch einfach mal in Ruhe lässt, weil dieser gerade keine Lust hat sich zu unterhalten.
Verständnis zeigen heißt nicht unbedingt etwas dem Partner zuliebe zu tun, was man selber eigentlich nicht mag. Es heißt, ihn bei Schwierigkeiten unterstützen und ihm helfen sich wohler zu fühlen. PiusLucius und ich haben da mittlerweile schon unsere kleinen Tricks, wie wir mit diversen Situationen fertig werden. Z.b. lasse ich Ihr viel Zeit bei wichtigen Fragen und Entscheidungen oder gebe ihr eine kreative Möglichkeit, mir etwas mitzuteilen. Sie schreibt mir gelegentlich Briefe in denen sie beschreibt was sie beschäftigt und an dem sie gerne arbeiten möchte. So haben wir schon vieles geschafft, von dem sie bis vor gar nicht allzu lange Zeit gedacht hat, das sie es niemals schaffen wird.
– Zu guter Letzt –
Wie ihr lesen konntet, ist es nicht unmöglich eine Beziehung mit einem Menschen zu führen, der eine psychische Erkrankung hat. Es ist manchmal etwas anders und fordernder, weil verschiedenes anders angegangen werden muss, aber es ist nicht schlimm. Ich finde, dass so etwas die Beziehung nur stärker macht. Wenn man dann auf die diversen Meilensteine zurück schaut, die man gemeinsam passiert hat, ist es das alle mal wert gewesen. Ich hoffe ihr fandet meinen Beitrag zu unserem gemeinsamen Projekt interessant. Ich hoffe, dass ich demnächst mal wieder ein paar Zeilen für euch hinterlassen kann. =)


Wir wünschen Euch allen von ganzem Herzen alles Gute und viel Kraft für euren Weg!
Pia&Davor