Vor ein paar Tagen stand ich im Supermarkt vor einem Regal und suchte die Reihen nach dem Produkt ab, das ich kaufen wollte. Nach einigen Sekunden – ich hatte besagtes Produkt immer noch nicht gefunden – trat ein Mann neben mich.
Gut an sich ist das ja nichts ungewöhliches. Schließlich sind wir doch alle mal in einem Supermarkt, um Lebensmittel einzukaufen. Im ersten Moment schenkte ich dem Mann keine Beachtung. Warum auch?
Dann aber spürte ich seinen Blick auf meinem Gesicht. Wohl fühlte ich mich dadurch nicht, aber ich dachte mir noch nichts dabei. Soll er mich halt anschauen. Wenn ihm gefällt was er sieht. Bitte. Ich selbst gefalle mir mit fettigen Haaren, die ich irgendwie zu einem Knoten zusammen gebunden habe, Jogginghose und Gassi-Jacke ja nicht so sehr. Aber okay, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Als er mich ansprach stellte es mir sofort die Nackenhaare auf.
„Hey Süße! Na, alles gut?“
Aus Prinzip habe ich ihn ignoriert. Ich mag es nicht von Fremden so angesprochen zu werden. Anscheinend sollte es ein Flirt sein. Aber das ist mir da herzlich egal.
„Du gefällst mir.“
Toll. Aber wo ist jetzt bitte das Zeug, das ich auf meiner Einkaufsliste habe?
„Magst mit raus kommen?“
Ich habe immer noch versucht ihn zu ignorieren. Auch wenn es immer schwerer viel. Irgendwie steigerte sich mein Frust über die Situation.
Das Spiel ging so weiter. Er versuchte scheinbar zu flirten und ich ignorierte ihn. Auch als ich zu einem anderen Regal ging, um den Rest meiner Einkaufsliste abzuarbeiten. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass es ihm bald zu blöd werden würde. Schließlich musste er doch merken, dass ich kein Interesse hatte? Scheinbar verstand er es nicht, denn auch als ich ihm in einem wahnsinnig genervten Ton sagte, dass ich keinerlei Interesse an ihm hätte, ließ er nicht locker.
Ihr müsst wissen, dass ich grundsätzlich kein prüder Mensch bin. Bis auf Situationen, in denen ich wirklich überfordert bin, reagiere ich auf Flirtereien freundlich. Ich unterhalte mich mit der Person und lasse in einem Nebensatz fallen, dass ich in einer Beziehung bin.
Sogar sturzbetrunkene Menschen verstehen diesen Wink mit dem Zaunpfahl. Zumindest meistens.

Dann verschwand der Herr und ich atmete innerlich auf. Er war doch ziemlich lästig gewesen und ich wollte einfach in Frieden einkaufen. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Ein paar Momente später tauchte er plötzlich wieder neben mir auf. Mit Bier und Spirituosen in der Hand.
„Damit lässt es sich besser Sex haben. Da wirst lockerer.“
Wie bitte?
Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich recht deutlich war. Aber scheinbar habe ich ein anderes Verständnis davon.
Aber jetzt mal ehrlich. Liebe Männer! (Ich beziehe mich hier bewusst auf Männer, da ich hauptsächlich von diesen angesprochen werde und wenn ich mal von einer Frau angequatscht werde, dann nie so plump und aufdringlich. Das wir Frauen den Schuss vor den Buck auch manchmal nicht hören, will ich aber gar nicht abstreiten.)
Ich wurde ja nicht das erste Mal auf diese Art und Weise angemacht. Doch dieses mal hat es mir einfach ein wenig gereicht. Gut, auf meiner Stirn steht nicht geschrieben, dass ich nicht interessiert bin, aber ich erwarte, dass ich in Frieden gelassen werde, wenn ich mit Gestik und auch mit Worten freundlich klar mache, dass ich nicht will.
Was glaubt ihr Männer denn, mit einem solchen Verhalten zu erreichen? Jemanden an zu flirten mit dem Ziel, mit der Person in die Kiste zu gehen, ist für mich vollkommen okay. Man selbst kann ja darauf eingehen oder auch nicht. Es bleibt einem selbst überlassen. Wenn die Person aber stur geradeaus schaut, ist das meist kein Zeichen von Interesse. Und warum wird ein „Ich will das nicht“ so beinhart ignoriert?
Leute so findet ihr eure Traumfrau nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Frau, die euch in dem einen Moment abwimmeln möchte, euch im nächsten Augenblick auf den Schoß springt.
Verschwendet eure Zeit nicht auf so eine Art und Weise. Und macht uns allen das Leben einfach ein wenig angenehmer, indem ihr Abweisungen akzeptiert.
Gruß und Kuss,
PiusLucius