Ich möchte mal erzählen, warum ich mich in einer Zeit, in der mein Tag von Suizidgedanken dominiert wurde, entschieden habe, mir das Leben nicht zu nehmen, auch wenn ich noch lange nicht stabil war.
Vor ein paar Jahren hatte ich keinerlei Hoffnung. Ich wollte nicht mehr. Ich hatte keine Kraft mehr um zu Leben. Mir fehlte nur noch der richtige Weg, um zu gehen.
Doch welcher Weg wäre der Beste? Schließlich wollte ich niemandem aus meinem Umfeld weh tun und alles wäre auch nicht umsetzbar gewesen.
Letztendlich habe ich keine Lösung gefunden. Als dann eine langjährige Freundin anrief – fertig mit den Nerven- und mir unter Tränen erzählte, dass ein Kollege von ihr den Freitod gewählt hat. Ich wusste, dass sie ihn nicht sonderlich gemocht hatte und trotzdem tat es ihr weh. Wie sollte ich es bloß übers Herz bringen, ihr nochmal so weh zu tun? Schließlich haben wir fast unser ganzes Leben miteinander verbracht. Nein das konnte ich nicht.
Ich entschloss mich also dazu, mein Leben nicht selbst zu beenden. Trotzdem habe ich nicht gelebt – ich habe gerade mal existiert.
Denn trotz dieser Entscheidung waren meine Suizidgedanken nicht verschwunden. Wie denn auch? Es folgten schwierige Monate. Fast jeden Tag quälte mich die Vorstellung, wie ich sterben würde.
Mit der Hilfe von guten Freunden hatte ich den Mut gefunden, mich in Therapie zu begeben. Ich begann kleine Dinge zu genießen. Habe einen Sonnenuntergang betrachtet und fand ihn schön. Ich begann mir keine Ziele zu setzen. Habe mich an meine Träume erinnert. Wenn ich tot bin, dann kann ich sie ja nicht mehr umsetzen!
Die tödlichen Gedanken war ich noch nicht ganz los, aber ich entwickelte wieder Lust am Leben.
Obwohl ich mittlerweile stabil bin kann es in Krisen immer mal wieder vorkommen, dass Gedanken an den eigenen Selbstmord auftauchen. Aus Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass es wieder besser werden kann. Und an diese Erfahrung halte ich mich in Situationen, in denen ich noch selbst damit zurecht komme. Wenn das nicht mehr funktioniert treibt diese Flamme der Hoffnung mich in die nächste Ambulanz.
Hab auch du den Mut Hilfe anzunehmen! Das Leben kann so schön sein.
Gruß und Kuss,
PiusLucius