Die einzige Behinderung im Leben ist eine schlechte Einstellung

So oft wurde ich schon beschimpft, oder als verrückt abgestempelt.

Warum?

Weil ich regelmäßig einen kleinen Popo wasche, bis er wieder gut riecht.

Weil ich jeden Abend ein kleines Mädchen in sein Bettchen lege, es zudecke und ihm einen Gute-Nacht-Kuss gebe.

Weil ich einen Kinderwagen in meinem Kofferraum herumfahre.

Weil ich mein Leben nach den Bedürfnissen drei kleiner Mädchen richte, die mir das Wichtigste in meinem Leben sind.

Weil ich schon ewig keine  Nacht mehr durch geschlafen habe.

 

Klingt nach dem ganz normalen Leben einer Mutter. Warum scheint es für viele Mitmenschen dann so verwerflich? Nun, weil ich keine Mutter bin. Ich bin lediglich Besitzerin drei kleiner behinderter Hunde.

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Aber soll ich sie einschläfern lassen, nur weil das Klo-gehen nicht immer so funktioniert, wie es sollte?

Weil Routinen zu unserem Alltag geworden sind?

Weil sie nicht mehr so weit laufen können?

Weil ich mich für Verantwortung entschieden habe, die ein Hundeleben lang andauern wird?

Weil ich die Marotten eines dementen Hundes nicht mehr ertragen möchte?

 

Ich habe mich dafür entschieden, meine Lieblinge bis zum Ende zu begleiten. Auch, wenn das bedeutet, dass ich von vielen Seiten Anfeindungen ertragen muss. Auch, wenn ich nicht ganz so flexibel bin, wie ich es gerne hätte.

Durch meine Schützlinge habe ich erfahren, was Dankbarkeit und pure Lebensfreude ist. Und verdammt, bis auf die jeweiligen Wehwehchen und Problemchen sind das ganz normale Hunde!

Sie wollen spielen, kuscheln und lieben Leckerlies. Sie zanken sich, schließen Freundschaften und machen Blödsinn.

Natürlich bereiten sie einen auch Sorgen. Manchmal bin ich nur mehr am Verzweifeln. Möchte heulen und einfach alles hinschmeißen. Wie viele Tränen ich bereits vergossen habe, will ich gar nicht wissen.

Aber es lohnt sich, immer wieder zu kämpfen. Auch, wenn manchmal kein Urlaub drinnen ist, weil die Tierarztkosten doch wieder höher sind!

Das Gefühl, wenn der geistig eingeschränkte Hund nach monate-, oder jahrelangem Üben endlich versteht, was ich von ihm will – es ist unbeschreiblich!

Die Freude, die ich verspüre, wenn die dreibeinige, alte Hündin ein paar Monate nach dem Schlaganfall mit einem Leuchten in den Augen über eine Schwimmnudel hüpft, die man ihr auf den Boden gelegt hat.

Die Erleichterung, wenn das Bedarfsmedikament des kleinen Epileptikers seit Monaten unbenutzt im Kühlschrank liegt.

Diese und noch so viele andere Momente in unserem Leben möchte ich einfach nicht mehr missen.

Und auch jene Mitmenschen, die Schützlinge bei sich aufgenommen haben, die ebenfalls Einschränkungen haben, die man durch Organisationen wie Behinderter Hund – Na und? kennen lernt, sind wahre Schätze!

Man kann sich austauschen. Über Sorgen, Erfolge und den alltäglichen Trott. Man kann sich gegenseitig unterstützen und sich eine Freude bereiten. Man kann Kontakte knüpfen, durch die das eigene Leben so sehr bereichert wird.

Eine meiner besten Freundinnen habe ich dort kennen gelernt, was ich sonst wahrscheinlich nie getan hätte.

Und das nur, weil ich versuche, nicht auf die bösen Worte zu hören, die mir so mancher Unwissende an den Kopf wirft und ich stolze Besitzerin drei kleiner behinderter Hunde bin.

 

Gruß und Kuss,

PiusLucius


18 Antworten zu „Die einzige Behinderung im Leben ist eine schlechte Einstellung”.

  1. Avatar von Antonietta Matteo

    Ich finde, dein Artikel macht Mut und zeigt eine sehr verantwortungsbewusste und liebende Hundemama! Viel Glück und Spaß noch mit deinen drei Süßen!

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    1. Avatar von PiusLucius
      PiusLucius

      Vielen lieben Dank Antonietta! Eines meiner Ziele ist, Menschen Mut zu machen ❤

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  2. Avatar von Ela

    Oh wie gut ich dich verstehe!
    Diese unwissenden Worte die ich mir immer und ewig anhören darf wenn ich mal wieder unsere Hündin in einem Anhänger schiebe weil sie es nach länger Zeit nicht mehr schafft zu laufen.
    Von verkappten Kinderwunsch bis hin zu anderen bösartigen Vorwürfen und saudummen Sprüchen.
    Die verständnislosen Blicke wenn man wieder einmal zum xten Mal im Jahr beim Tierarzt war.
    Die täglichen Fütterungszeiten, die wir täglich konsequent einhalten weil sie für ihre angeschlagene Leber so wichtig sind.
    Die Maßanfertigung ihrer Bandage weil der Kreuzbandriss inoperabel ist.
    Ich könnte noch so viel aufzählen …
    Dabei besitzt sie noch so viel Lebensfreude und das von klein auf und wir bereuen nicht einen einzigen Tag mit ihr in den letzten zehn Jahren.
    Im Gegenteil sie ist eine wahre Bereicherung und solange sie ihre Lebensqualität nicht verliert und leiden muss, gehen wir mit ihr diesen Weg weiterhin.
    Hut ab, für die Leistung die du bei gleich drei Hunden bringst!
    Du brauchst noch viel mehr Kraft und Geduld als wir und die wünsche ich dir von ganzen Herzen.
    Viel Freude mit deinen drei Schätzen!
    Liebe Grüße und danke für diesen wunderbaren Beitrag der vielleicht dem einen oder anderen unwissenden noch die Augen öffnet!
    Ela

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    1. Avatar von PiusLucius
      PiusLucius

      Danke für deine Lieben Worte! Solche Reaktionen zeigen mir, dass wir nicht alleine sind, auch wenn es sich manchmal so anfühlt ❤

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      1. Avatar von Lucy
        Lucy

        Ich finde es supertoll, was Du machst – Du gibst soviel Liebe und Du wirst sie auch doppelt und dreifach zurück bekommen. Wünsche Dir und Deinen 3 Mädels von ganzem Herzen alles Gute und ganz viel Kraft und Energie – es wäre so schön, wenn es mehr Menschen gäbe mit Deiner Lebenseinstellung – Ihr sein nicht alleine – ich habe auch einen Straßenhund, der ohne Schulterblatt geboren wurde, das 2. nicht voll ausgebildet – sie humpelt vom ersten Tag ihres Lebens an – ist jetzt erst ca 1 1/2 Jahre und fröhlich und vergnügt und freut sich ihres Lebens. Auch wenn ihr Leben nicht einfach ist und wie Du es schon beschrieben hast, die Reaktionen der Mitmenschen sehr unterschiedlich – lass Dich nicht beirren – Du machst das Richtige – Du hast 3 wunderbare Freundinnen!!! Liebe Grüße von Sonja

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  3. Avatar von Myriam

    Es kommt sehr selten vor, dass mir Tränen über die Wangen laufen, wenn ich einen Blogbeitrag lese, aber gerade ist es passiert. Ich verstehe nicht warum du angefeindet wirst, wenn du dich um deine Tiere kümmerst. Es ist sehr schön, dass du das alles auf dich nimmst und zeigt, dass du ein großes Herz hast.
    Wir hatten vor einigen Jahren eine Streuner Katze, die uns zugelaufen ist. Dann war sie eine Woche lang weg und wir haben uns große Sorgen gemacht. Nach einer Woche kam sie wieder vorbei, leider mit einem Beckenbruch. Wahrscheinlich wurde sie von einem Auto angefahren. Unsere Nachbarin, die selbst bei einer Tierschutzorganisation ist und schon etliche gerettete Tiere in ihrer Wohnung hat, fuhr uns zum Tierarzt. Dort stellte man uns vor die Wahl: Einschläfern lassen oder die Streunerkatze für über 1000 EUR operieren lassen. Wir haben uns natürlich für die OP entschieden. In meiner näheren Umgebung bin ich auch auf Unverständnis getroffen. Für 1000 EUR hätten sich meine Kollegen eher einen neuen Flatscreen gekauft als eine dahergelaufene Katze zu retten. Das sagt schon viel darüber aus wie es mit der Menschheit steht.

    LG Myriam

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    1. Avatar von PiusLucius
      PiusLucius

      Vielen Lieben Dank für deine Worte! Ich denke oft steht Unsicherheit; Unwissen und Angst hinter solchen Anfeindungen. Aber das darf einen nicht aus der Bahn werfen.
      Ich finde es toll, dass ihr euhc um die Katz gekümmert habt! Hut ab, es ist schließlich keine kleine Summe.
      LG

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  4. Avatar von Jan Wilkens
    Jan Wilkens

    So schön beschrieben. Mit Herz und das zurecht. Niemand kann nachvollziehen, wie es ist, ein behindertes Tier zu betreuen. Auch wir haben einen behinderten Hund ganz bewußt zu uns genommen. Hugo war damals ein halbes Jahr alt und hat eine Gleichgewichts- und Koordinationsstörung. Im nächsten Monat wird er drei Jahre alt. Man kann gar nicht beschreiben, wie man sich fühlt, wenn alle Mühen und Sorgen von ihm mit Vertrauen, Liebe und Lebensfreude zurückgezahlt werden. Wir sind so froh, daß wir uns zu diesem Schritt entschlossen haben. Auch wenn unsere zweite Hündin am Anfang richtig Probleme mit seinen Bewegungsabläufen hatte, sind sie jetzt ein Herz und eine Seele. Einer beschützt den anderen.
    Auch in unserer Umgebung gibt es Menschen, die das ganze nicht verstehen und dem „armen Tier“ helfen (erlösen von seiner Qual) wollen. Wenn die wüßten , wie gut es ihm geht…. Es gibt aber auch welche, die fragen. Und dann kann man erzählen, erklären und seinen Stolz auf dieses Tier rauslassen. Meistens ist die Reaktion dann positiv.

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    1. Avatar von PiusLucius
      PiusLucius

      Tolle Worte! Es freut mich immer wieder zu hören, dass es klappt. Bei uns gibt es natürlich auch viele positive Reaktionen, die ich auch sehr zu schätzen weiß.

      Liebe Grüße und alles Gute mit euren Wauzis 🙂

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  5. […] Ich muss aufstehen und mich um meine Hunde kümmern. […]

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  6. Avatar von platznehmerin
    platznehmerin

    Danke, von Herzen Danke.

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    1. Avatar von PiusLucius
      PiusLucius

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  7. […] ich bereits in meinem Beitrag Die einzige Behinderung im Leben ist eine schlechte Einstellung erzählt habe ist es nicht immer einfach mit Menschen, die nicht wissen, dass behinderte Hunde […]

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  8. […] hier gab es von einigen Seiten Spott und Anfeindungen … mir tut das ehrlich gesagt jedes Mal weh, auch wenn ich versuche drüber zu stehen. Aber […]

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  9. […] Die einzige Behinderung im Leben ist eine schlechte Einstellung […]

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  10. […] Die einzige Behinderung im Leben ist eine schlechte Einstellung […]

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  11. Avatar von Kim Lumelius

    Wow, toll wie du dich einsetzt und opferst für die kleinen herzigen Lebewesen! Einfach toll! Lass dich nicht beirren. Herzliche Grüße Kim

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    1. Avatar von Pia
      Pia

      Danke für deine Worte!
      Mittlerweile weiß ich, dass mein Weg damit richtig ist – auch wenn es natürlich Tage gibt, an denen die “anderen“ Stimmen immer lauter werden und mich fast zum Zweifeln bringen.
      Die Freude, die meine Zwerge haben, die macht alles wieder wett

      Liebe Grüße,
      Pia

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